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Erdöl... und danach?

Fachtagung der Schweizerischen Energiestiftung

(et) Fossile Energiequellen sind nicht unerschöpflich. Das Ende des fossilen Zeitalters ist absehbar, und wir sind gefordert, uns Gedanken um die Substitution von Erdöl zu machen. Die Fachtagung Erdöl... und danach? setzte den Schwerpunkt auf den Mobilitätssektor. Wie werden unsere Autos in Zukunft fahren? Mit Wasserstoff, Ökodiesel, Biogas, Ethanol oder Methanol, Erdgas, LPG? Für die Ölindustrie stellen die nicht konventionellen Formen des Erdöls (Ölsande, Ölschiefer, Schweröle) die Lösung des Problems dar. Was bedeutet deren Nutzung für das Klima? Nachfolgende Referenten nahmen zu Fragen der zukünftigen Mobilität in der Schweiz und zu Alternativen zum Erdöl Stellung.

Energie und Technologie (Symbolbild)
Bild: Christoph Ritz

Mario Keller von Infras Bern fokussierte auf die Perspektiven der Mobilität in der Schweiz. Er zeigte die zu erwartende Entwicklung im Güter- und Personenverkehr auf sowie die Probleme, die mit einer weiteren Zunahme des Verkehrs verbunden sind. Der Personenverkehr wird bei ähnlicher Bevölkerungszahl bis 2030 um ca. 25% zunehmen, unter anderem verursacht durch den Freizeitverkehr, der weiterhin auf dem Vormarsch ist. Es wird erwartet, dass der Öffentliche Verkehr seinen Anteil knapp halten kann. Beim Güterverkehr wird insgesamt mit einer Zunahme um ungefähr 55% gerechnet, verbunden mit einer Trendwende hin zu mehr Bahntransporten.

Dr. Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, diskutierte die Chancen und Risiken nicht-konventioneller Erdöle. Zu diesen gehören Ölsande, Schwerstöle, Ölschiefer und synthetische Erdöle. Bis 2030 werden mehr als 50% des konventionellen Erdöls verbraucht sein. Die Nutzung nicht-konventioneller Erdöle (Schweröl, Ölsande, Ölschiefer) kann die Erdölförderung verlängern, wobei wirtschaftliche Überlegungen dieser Nutzung Limiten setzen.

Das Referat von Dr. Reinhard Madlener vom Centre for Energy Policy and Economics der ETH Zürich vermittelte einen Einblick in die Perspektiven der Biotreibstoffe. Auch wenn die Kosten nach wie vor hoch sind, nimmt das Interesse an der Produktion mit dem steigenden Ölpreisniveau und der wachsenden Treibhausgasproblematik zu. Die Bestimmung eines ökonomisch sinnvollen Niveaus der langfristigen Biotreibstoff-Förderung ist nicht einfach.

Prof. Dr. Armin Keller, Programmleiter Solarchemie/Wasserstoff EnergieSchweiz, sprach über die Herstellung und Speicherung von Wasserstoff im Hinblick auf die Chancen für den Technologiestandort Schweiz. Er betonte das Potenzial der Wasserstofftechnologie und engagierte sich für den Forschungsstandort Schweiz, die als führende Nation bei der Entwicklung neuer Technologien gilt. Die Entwicklung und Erhaltung von Know-how verlangt nach Zeit- und Geldinput, weshalb die Gelder für Forschung und Entwicklung nicht gekürzt werden sollten. Prof. Dr. Armin Keller sieht in der Wasserstofftechnologie ein grosses Exportpotential.

Dr. Andreas Ostermeier vom Umweltbundesamt Berlin stellte die Frage nach den Perspektiven der Wasserstoffwirtschaft. Motivationsgründe, Nachteile und Alternativen zum Wasserstoff wurden diskutiert. Seinen Ausführungen zufolge ist das Klimaschutzziel - eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 80% bis 2050 - grundsätzlich auch ohne Wasserstoff erreichbar. Aus Klimaschutzsicht ist die Einführung eines H2-Systems daher nicht vorrangig. Dr. Andreas Ostermeier legt den Schwerpunkt in der Wasserstofftechnologie vielmehr auf Forschung und Entwicklung, insbesondere im Bereich Energieeffizienz.

Prof. Dr. Alexander Wokaun, Professor für Chemie an der ETH Zürich, diskutierte Anwendungen des Wasserstoffs und insbesondere das Potenzial der Brennstoffzelle. Er sieht den Wasserstoff als Innovationschance für die Schweizer Industrie und fordert langfristige Investitionen sowie das Schaffen der entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. Auch er betonte die Wichtigkeit einer Verbesserung der Energieeffizienz. Die Vorteile des Wasserstoffs im Transportsektor können heute im Verbrennungsmotor und in der Zukunft in der Brennstoffzelle zur Anwendung kommen. Sehr wichtig ist die Wahl der Herstellungsmethode, da sie die CO2-Bilanz entscheidend beeinflusst.

Dr.-Ing. Stephan Ramesohl leitet am Wuppertal-Institut das Fokusprojekt «Neue Energieträger und Kraftstoffe». Auch er konzentrierte sich auf die Möglichkeiten der Wasserstoff-Technologie und zeichnete den Weg auf, wie ein Wasserstoffsystem bis Ende dieses Jahrhunderts die fossilen Energieträger ablösen könnte. Den Beginn der Markteinführung von Wasserstoff-Fahrzeugen erwartet er für 2020, wobei der Einstieg in die H2-Versorgung über konventionelle Quellen erfolgen wird. Die Wasserstoffversorgung soll über die erneuerbaren Energien sichergestellt werden, da die Kernenergie keinen langfristigen Beitrag zu einer nachhaltigen H2-Erzeugung leisten kann.

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