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Klimaschutz im Wald

Nationale Tagung zur Schweizerischen Klimapolitik

Wetter und Klima (Symbolbild)
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(gm) Das Kernstück der Schweizerischen Klimapolitik bildet das CO2-Gesetz. Es legt für die CO2-Emissionen aus fossilen Engergien eine rechtlich verbindliche Reduktion bis zum Jahr 2010 um 10% gegenüber dem Stand 1990 vor, wobei Teilziele für Brennstoffe (Minus 15%) und Treibstoffe (Minus 8%) verankert sind. Die angestrebte Reduktion im Treibstoffbereich kann wahrscheinlich nicht erreicht werden, so dass vom Bundesrat im Jahr 2004 eine CO2-Abgabe eingeführt wird.
Das Kyoto-Protokoll erlaubt zur Reduktionseinhaltung eine Anrechnung von sog. CO2-Senken, die Fähigkeit von Pflanzen und Böden CO2 zu binden. Im CO2-Gesetz sind diese Möglichkeiten vorerst nicht enthalten. Mit der anstehenden Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ist die Diskussion um die CO2-Senken somit zentral geworden.
Diese Umstände bildeten den Rahmen zur nationale Tagung «Klimaschutz im Wald - Beiträge der Wald- und Landnutzung zur Schweizerischen Klimapolitik«, die von der Agentur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (AEE) unter Mitwirkung des BUWAL am 16. Januar 2003 in Bern stattfand.
Der Stand des Wissens über die Senkenwirkung des Waldes und die waldbaulichen Möglichkeiten in der Schweiz mahnen nach Andreas Fischlin (ETH Zürich) zur Vorsicht gegenüber zu grossen Erwartungen an die Anrechenbarkeit von CO2-Senken. Die Schweiz muss (laut dem Kyoto-Protokoll Artikel 3.3) sämtliche Änderungen der Waldfläche erfassen und für diese Flächen eine Treibhausbilanz erstellen. Wegen der ungenügenden Datenlage sind zurzeit nur grobe Abschätzungen möglich. Diese reichen von einer Senkenwirkung des Waldes von 69 kt C/a bis zu einer CO2-Quelle von 26 kt C/a. Bei den Aktivitäten in Bereichen, die freiwillig in die Reduktionsbilanz einbezogen werden können (Art. 3.4) wie z.B. der Waldbewirtschaftung, ist die Datenlage wegen des Landesforstinventars besser. Der schweizerische Wald wirkt derzeit insgesamt als CO2-Senke (973 kt C/a), wobei davon gemäss Kyoto Protokoll nur etwa 300 kt C/a anrechenbar sind, falls sich die Schweiz politisch dafür entscheidet. Dabei ist zu bedenken, dass alle Senkenleistungen, ob global oder lokal, mit der Zeit zur Neige gehen und selbst bei einer extremen Senkenförderung (Aufforstung, Erhöhung der Umtriebszeiten, Verjüngung unter dem Schirm), ab etwa Mitte dieses Jahrhunderts alle Potentiale ausgeschöpft sind . Dauerhafter als die Senkenwirkung wäre die vermehrte Nutzung von Holzenergie zur Substitution fossiler Brennstoffe.
Philippe Roch, Direktor des BUWAL, betonte, dass nur eine Reduktion der Emissionen eine nachhaltige Lösung sei. Er tritt für eine zurückhaltende Anrechnung der Senken ein und für eine vermehrte Nutzung von Holz. Den Rahmen für die Senkenanrechnung werde der Bundesrat setzen.
In einem Thesenpapier lehnt die AEE die Senkenanrechnung gemäss Kyoto-Protokoll als problematisch ab, weil sie der erwünschten stärkeren Nutzung des Schweizer Waldes entgegen wirkt. Die AEE steht mit Überzeugung hinter dem CO2-Gesetz und fordert eine rasche Einführung der CO2-Abgabe. Dennoch soll die Leistung der Schweizer Wälder als Kohlenstoffsenken abgegolten werden und zwar aus den Erträgen der CO2-Abgabe. Die Stellungnahmen aus Vertretern der Wirtschaft und NGO's zum AEE-Standpunkt fielen unterschiedlich aus, unter anderem wurde die Subvention der Forstwirtschaft kritisiert.

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