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Fischrückgang: Fehlende Lebensräume, Klimaerwärmung, Infektionskrankheit und chemische Belastung

Warum sind die Forellenfänge in der Schweiz seit 1980 um 60 Prozent zurückgegangen? Das wollten Eawag und Buwal wissen und starteten 1998 das Projekt «Fischnetz» - gemeinsam mit Kantonen, Fischereiverband, chemischer Industrie und Universität Bern. Klar ist nun, dass nicht nur die Fangzahlen, sondern auch die Fischbestände abgenommen haben.

Wasser (Symbolbild)
Bild: Edith Oosenbrug

Hauptursachen sind die Infektionskrankheit PKD, die erhöhte Wassertemperatur, der schlechte Zustand der Lebensräume und chemische Belastungen.

Im Rahmen der Untersuchung der Fischgesundheit wurde auch der erstmals 1979 in der Schweiz nachgewiesenen Infektionskrankheit PKD («proliferatve kidney disease») nachgeforscht. Diese Nierenkrankheit konnte in den Jahren 2000 und 2001 an 190 von 462 Standorten festgestellt werden - vor allem in den Gewässern des Mittellandes. PKD führt zu aufgeschwollenen Nieren und häufig zum Tod der Fische. Sie bricht dann aus, wenn die Wassertemperatur länger als zwei Wochen über 15°C liegt. Zwischen 1978 und 2002 haben die Temperaturen der schweizerischen Fliessgewässer um rund 1°C zugenommen. Dieser Anstieg geht vorwiegend auf Klimaveränderungen zurück. Neben der Förderung der Verbreitung der PKD führt der Temperaturanstieg dazu, dass sich der für die Forellen geeignete Lebensraum verkleinert. Den Forellen wird es in den Gewässern des Mittellandes zu warm.

Wichtig für den Bestandesrückgang ist aber auch die kombinierte Wirkung der Einflussfaktoren, die über rein additive Effekte hinausgehen können. Beispiele hierfür sind der temperaturabhängige Ausbruch der PKD oder die Schwächung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Fische durch den «Chemikalien-Cocktail» in den Gewässern.

«Fischnetz» fordert ein Bündel von Verbesserungsmassnahmen. In erster Linie sind die Lebensräume zu verbessern. Die Gewässer müssen über den Längsverlauf besser vernetzt werden, die Ufervegetation ist zu fördern, und es ist dafür zu sorgen, dass immer genügend Wasser in den Gewässern verbleibt. Für alle relevanten Stoffe sind Qualitätsstandards festzulegen und einzuhalten. Der Vollzug des Gewässerschutzgesetzes ist konsequenter zu vollziehen und zu überwachen.

Die Massnahmen erfordern weitergehende Informationen, Schulung und Unterstützung bei der Erfolgskontrolle. «Fischnetz» wird deshalb mit dem Folgeprojekt «Optimierung der Fischfangerträge und der Gewässerqualität» Kantone und Fischereiorganisationen bei der Umsetzung der Massnahmen unterstützen. Ab April 2004 steht der Fischereiwirtschaft auch die Fischereiberatung FIBER zur Verfügung die von EAWAG, BUWAL und dem SFV getragen wird.

Quelle: BUWAL, EAWAG

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