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Februar und Winter mit Rekordwärme

Die Schweiz blickt auf den mildesten Februar seit Messbeginn 1864 zurück. Auf der Alpensüdseite liegt der Februarrekord regional weit über dem bisher Bekannten. Zusammen mit dem milden Dezember und dem sehr milden Januar ergab sich der mildeste Winter seit Messbeginn.

Im milden Februar war Schnee in tieferen Lagen Mangelware. Blick vom oberen Zürichsee zum Alpennordhang, 21. Februar 2024
Bild: Stephan Bader

Das landesweite Mittel der Februartemperatur beträgt aktuell 2,7 °C (Stand 27.02.2024). Das entspricht einem überdurchschnittlich milden Märzmonat. Die Schweiz erlebte damit die extremste Februarwärme seit Messbeginn 1864. Der bisher mildeste Februar aus dem Jahr 1990 erreichte 2,1 °C. Auf Rang 3 liegt der Februar 2020 mit einem landesweiten Mittel von 1,6 °C.

Mit dem landesweiten Monatsmittel von 2,7 °C stieg der Februar 4,6 °C über die Norm 1991–2020. Über alle Monate betrachtet ist das die zweithöchste positive monatliche Normabweichung seit Messbeginn 1864. Eine unbedeutend höhere positive Normabweichung brachte nur der Juni 2003 mit 4,7 °C über der Norm 1991–2020. Den Rang 3 belegt der April 2007 mit 4,2 °C über der Norm 1991–2020.

Der Februar ist in der Schweiz von der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 bis aktuell um 2,7 °C wärmer geworden. Die Erwärmung seit der Normperiode 1991–2020 liegt bei 1,6 °C. Zum neu eingeführten Klimatrend hat MeteoSchweiz einen Blog verfasst.

Im Süden lokal extreme Februarrekorde

Auf der Alpensüdseite stieg die Februarwärme lokal massiv über das bisher Bekannte. So liegt der Monat derzeit in Poschiavo knapp 2 °C über dem früheren Höchstwert vom Februar 2020. Zur ausserordentlichen Februarwärme hat sicher der Nordföhn beigetragen. Er brachte im Süden vom 2. bis am 5. Februar gebietsweise sehr milde Verhältnisse.

Die grosse Wärme

Während des grössten Teils des Monats lag die Tagesmitteltemperatur landesweit mehr als 3 °C über der Norm. An rund der Hälfte der Tage stieg die Tagesmitteltemperatur regional mehr als 5 °C über die Norm 1991–2020.

Eine erste Wärmewelle erfasste die Alpensüdseite vom 1. bis am 5. Februar und die Berglagen vom 2. bis am 6. Februar. An den mildesten Tagen lagen die Tagesmittelwerte im Süden 10 bis 13 °C über der Norm.

Die zweite Wärmewelle breitet sich vom 7. bis am 11. Februar über die Alpennordseite und das Wallis aus. Mit Föhneinfluss stiegen die höchsten Tagesmittelwerte in den Tälern des Alpennordhangs und im Wallis lokal 10 bis 12 °C über der Norm.

Die dritte Wärmewelle erfasste die ganze Schweiz vom 14. bis am 19. Februar. Die Tagesmittelwerte erreichten verbreitet 6 bis 9 °C über der Norm 1991–2020. In Berglagen gab es am 15. und 16. Februar auch Werte von 10 bis knapp 12 °C über der Norm.

Mildeste Februarnacht

An einzelnen Messstandorten wurde die mildeste Februarnacht seit Messbeginn registriert. In Bad Ragaz sank die Temperatur in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar mit Föhnunterstützung nicht unter 12,6 °C. In der bisher mildesten Februarnacht lag das Minimum bei 10,9 °C, gemessen vom 6. auf den 7. Februar 2001. Die Messreihe der Minima geht in Bad Ragaz bis 1938 zurück.

Schnee in den Süd- und Ostalpen

Ab dem 22. Februar brachte eine mehrtägige Südwestlage in den Tessiner- und Bündnerbergen reichlich Schnee. San Bernardino (1639 m) und Segl-Maria (1804 m) erhielten innerhalb von drei Tagen knapp 1 m Neuschnee. In Sta. Maria Müstair (1386 m) waren es 70 cm, in Arosa (1878 m) knapp 50 cm.

Nasser Februar im Süden

Die Alpensüdseite und das Engadin erhielten im Februar weit überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Einzelne Messstandorte registrierten über 300 % der Norm 1991–2020. In Stabio fielen sogar über 350 % der Norm.

In der Nord- und Nordostschweiz lagen die Monatssummen mancherorts zwischen 100 und 125 %, lokal auch um 160 % der Norm. Die übrigen Gebiete der Schweiz verzeichneten meist unterdurchschnittliche Mengen.

Sehr frühe Blüte der Haselsträucher

Mit dem Einsetzen der milden Temperaturen ab dem 24. Januar blühten die Haselsträucher in der ganzen Schweiz auf. Schon Ende Januar und Anfang Februar wurden blühende Haselsträucher in den Bergen auf 1000 m beobachtet. Die Mehrheit der Beobachtungen aus dem Flachland wurden bis am 10. Februar gemacht, während in den höheren Lagen das Aufblühen der Haselsträucher auch noch bis Mitte Februar beobachtet wurde. Im Vergleich zum Mittel von 1991−2020 hatte die Haselblüte in diesem Jahr einen Vorsprung von drei Wochen. Dabei war die Haselblüte vor allem in Lagen oberhalb von rund 800 m um mehr als 30 Tage verfrüht, was dem ausserordentlich warmen Februar zuzuschreiben ist.

Blühender Huflattich wurde ab der zweiten Februarwoche an mehreren Standorten im Flachland beobachtet. An diesen Standorten fand die Blüte des Huflattichs knapp vier Wochen früher statt als im Mittel von 1991−2020. Im Mittel beginnt die Blüte des Huflattichs in den tiefen Lagen Anfang März und in den Bergen erst Mitte April.

Frühblühende Pflanzen nutzen die Februarwärme und entwickelten sich sehr früh. In den Wäldern liessen sich Blaustern, Märzenglöckchen und Bärlauchblätter finden. In den Gärten blühten Osterglocken, Schneeglöckchen und Krokusse.

Mildester Winter seit Messbeginn

Das landesweite Mittel der Wintertemperatur (Dezember 2023 bis Februar 2024) beträgt aktuell 0,9 °C (Stand 27.02.2024). Damit liegt der Winter derzeit 2,8 °C über der Norm 1991–2020 und auf Rang 1 seit Messbeginn. Ähnlich mild zeigte sich der Winter 2019/20 mit 2,6 °C über der Norm.

Der Winter ist in der Schweiz von der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 bis aktuell um 2,9 °C wärmer geworden. Die Erwärmung seit der Normperiode 1991–2020 liegt bei 1,0 °C.

Alle drei Wintermonate sehr mild

Der Dezember 2023 lag 2,0 °C über der Norm 1991–2020 und war der fünftwärmste Dezembermonat seit Messbeginn 1864. Auch der Januar 2024 zeigte sich mit 1,6 °C über der Norm sehr mild. Lokal war es einer der mildesten Januarmonate seit Messbeginn. Mehrere Messstandorte registrierten Rekorde bei den Tageshöchstwerten. Die Februartemperatur 2024 erreichte mit 4,6 °C über der Norm 1991–2020 eine massive neue Rekordhöhe.

Extrem nasser Winterbeginn

Der Dezember brachte in der Schweiz verbreitet weit überdurchschnittliche Niederschlagssummen. An über 90 Messstandorten gehörte der Dezember 2023 zu den fünf oder gar zu den drei nassesten Dezembermonaten seit Messbeginn. Lokal wurde auch der nasseste Dezember seit Messbeginn registriert.

Im Januar erhielt die Alpennordseite erneut verbreitet überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Unterdurchschnittlich blieben die Januarsummen vor allem im Oberwallis, im Tessin und in Graubünden.

Im Februar fielen auf der Alpensüdseite verbreitet weit überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. In der Nord- und Nordostschweiz lagen die Monatssummen mancherorts etwas über der Norm. Die übrigen Gebiete der Schweiz verzeichneten meist unterdurchschnittliche Februarmengen.

Über den gesamten Winter 2023/24 erreichten die Niederschlagssummen verbreitet 130 bis 160 % der Norm 1991–2020. Im Engadin lagen die Werte zwischen 170 und 180 % der Norm. Auf der Alpensüdseite wurden lokal auch Wintersummen von mehr als 180 % der Norm verzeichnet.

Zurückhaltende Wintersonne

Im niederschlagsreichen Dezember blieb die Sonnenscheindauer vor allem in den Alpen und im Jura verbreitet unter der Norm 1991–2020. Werte über der Norm gab es in grösseren Gebieten der tiefen Lagen nördlich der Alpen sowie im Südtessin.

Im Januar lag die Sonnenscheindauer auf der Alpensüdseite im Bereich der Norm oder leicht darüber. In den übrigen Gebieten der Schweiz bewegte sie sich meist zwischen 80 und 100 % der Norm 1991–2020.

Im Februar erreichte die Sonnenscheindauer verbreitet nur 60 bis 90 % der Norm. Keine Region meldete durchschnittliche oder überdurchschnittliche Werte.

Insgesamt brachte der Winter 2023/24 in vielen Gebieten der Schweiz eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Die Werte bewegten sich meist zwischen 80 und knapp 100 % der Norm 1991−2020. Nur vereinzelt stieg die winterliche Sonnenscheindauer auf 100 % der Norm oder leicht darüber.

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