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Wie Störungen die Kohlenstoff-Speicherung im Waldboden beeinflussen

Waldböden speichern Kohlenstoff, geben diesen jedoch bei natürlichen Störungen oder Holzernte in grossen Mengen wieder frei. Die Art und Weise, wie dies geschieht sollte bei der Berechnung des CO2-Budgets berücksichtigt werden. Dies zeigt eine Studie der Eidg. Forschungsanstalt WSL.

Waldbodenprofil (Marco Walser)
Image: Marco Walser

Bäume pflanzen gegen den Klimawandel? Medien der ganzen Welt haben die damit verbundene wissenschaftliche Diskussion in den letzten Jahren breit aufgenommen. Unbestritten ist, dass der Waldboden grosse Mengen von CO2 als organischen Kohlenstoff im Humus speichert, im Schweizer Wald 17% mehr als in der Biomasse. Ein Forschungsteam um Mathias Mayer der Eidg. Forschungsanstalt WSL hat analysiert, welche Rolle dabei Störungen spielen, die in den letzten Jahren durch den Klimawandel zugenommen haben. Dafür haben die Wissenschaftler 151 Studien weltweit unter die Lupe genommen, mit dem Ziel, die Freisetzung von CO2 und damit von gespeichertem Kohlenstoff nach einer Störung einzuschätzen. Sie kamen zum Schluss, dass Waldbrände den grössten Einfluss haben, gefolgt von Windwurf, Holzernte und Schadinsekten. Von grösserer Bedeutung als die Art des Schadereignisses waren allerdings die Art und Menge des vor dem Ereignis bestehenden Vorrats an organischem Kohlenstoff im Boden.

Unterschiedliche Auswirkungen je nach Bodentyp:
Am grössten war der Kohlenstoff-Verlust in den kalten Regionen im hohen Norden und in den Bergen mit grossen Mengen an Humus im Oberboden. Bei solchen Waldböden waren die negativen Auswirkungen mindestens vier Jahrzehnte nach einem Schadereignis noch nachweisbar. Wälder mit einem anfänglich geringem Humusgehalt im Oberboden hingegen verloren weniger Kohlenstoff und erreichten den Vor-der-Störung-Zustand in kürzerer Zeit. Die Forschergruppe erachtet es darum als wichtig, dass die Diskussion um die CO2-Bindung durch Aufforstung mögliche Verluste aus dem Boden bei Störungen mit einbezieht.

Der Waldboden – Boden des Jahres 2024:
Die Ergebnisse der WSL-Studie rücken die grosse Bedeutung der Waldböden und ihrer standörtlichen Vielfalt für die Klimaregulation ins Zentrum. Die Studie beleuchtet eine der zahlreichen Leistungen, welche gesunde Waldböden für Mensch und Umwelt erbringen: Sie versorgen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen für ihr Wachstum, tragen zu sauberem Trinkwasser bei, sie sind Lebensraum für zahlreiche Organismen und regulieren die Stoffflüsse von Wasser, Kohlenstoff und Nährstoffen. Nicht zuletzt leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.

Die Bodenkundlichen Gesellschaften der Schweiz und Deutschland haben deshalb den Waldboden 2024 zum „Boden des Jahres“ erkoren.

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